"Ich hoffe, dass viele Dinge gelungen sind"

Interview mit Luise Becker, der Geschäftsführerin der Gesamtkirchenverwaltung und des Kirchengemeindeamts:

Liebe Frau Becker, warum haben sich die Kirchengemeinden Regensburgs und Bad Abbach zur Gesamtkirchengemeinde zusammengeschlossen?

Zur Erfüllung besonderer ortskirchlicher Aufgaben, die gemeinsam zu erfüllen sind oder zweckmäßig in Gemeinschaft wahrgenommen werden, können sich benachbarte Kirchengemeinden zu einer Gesamtkirchengemeinde zusammenschließen. In Bayern gibt es in den Städten 21 Gesamtkirchengemeinden. Nachdem sich der Sprengel Bad Abbach von der Kirchengemeinde Saal getrennt hatte, war es im zweiten Schritt nur konsequent, sich auf Grund der Nähe zur Stadt Regensburg der Gesamtkirchengemeinde anzuschließen.

Was sind die Aufgaben der Gesamtkirchenverwaltung, der Sie als Leiterin vorstehen?

Die Gesamtkirchenverwaltung nimmt die gemeinsamen Aufgaben der Kirchengemeinden wahr: sie ist gemeinschaftlicher Steuerverband für das Kirchgeld, sie ersetzt die nächste Genehmigungsinstanz, ist zentraler Ansprechpartner für Politik und Gesellschaft im Bereich der Gesamtkirchengemeinde, vertreten durch den Dekan als Vorsitzenden der Gesamtkirchenverwaltung, sie bewirtschaftet die Liegenschaften und trägt den Finanzbedarf für zentrale Aufgaben, übernimmt die Bauaufgaben und ist außerdem Dienstleister für die angeschlossenen Kirchengemeinden in Form einer Kassen- und Buchungsgemeinschaft mit Personal- und Vermögensverwaltung und entlastet damit die Kirchengemeinden von Verwaltungsarbeit.

Was ist in den letzten Jahren gut gelungen?

Ich hoffe, dass viele Dinge gelungen sind. Die Kirche muss dort verortet sein, wo Gemeinde ist. Dass der Neubau der Maria-Magdalena-Kirche in Burgweinting trotz der finanziellen Herausforderungen gelungen ist, ist für Regensburg eine Leistung. Machbar geworden ist dies vor allem dadurch, dass die Christuskirche in der Kirchengemeinde St. Lukas aufgegeben wurde und der Verkaufserlös zu großen Teilen in die Finanzierung in Burgweinting floss. In St. Lukas wurden in der Lukaskirche Gemeinderäume angebaut und die Kirche renoviert, so dass dort der Verlust der Christuskirche aufgefangen werden konnte.

Wo sehen Sie die Probleme der kommenden Zeit?

Probleme der Gesamtkirchengemeinde sehe ich nicht, habe aber sehr wohl Sorge, ob wir unsere Angebote und Aufgaben in personeller und finanzieller Hinsicht aufrecht halten und auch ausbauen können. Probleme sehe ich mit unserer Egomanie und dem Lobbyismus. Hunger und Not bei uns ignorieren wir und die Welt ist offensichtlich weit weg. Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaue und bewahre – dies ist m. E. noch ein weiter Weg.

Wo sehen Sie die Gesamtkirchengemeinde in 20 Jahren?

In unserer Diasporasituation mit der großen Fläche und am Sitz des Regionalbischofs wird Regensburg als Oberzentrum mit einer Gesamtkirchengemeinde unerlässlich bleiben. Ich gehe davon aus, dass unsere Finanz- und Anlagepolitik, die wir seit Jahren betreiben, in 15 Jahren Früchte trägt, auch wenn dies heute weh tut und damit die Gesamtkirchengemeinde trotz demographischen Wandels etc. auch in Zukunft ein verlässlicher Partner sein wird. Ich sehe dies mit als meine Hauptaufgabe. Auf Grund der Finanz- und Personalsituation sind künftig sicher Bestandsveränderungen zu erwarten, ich denke da vor allem an die Innenstadtgemeinden aber z. B. auch an Lappersdorf. Die Pfarrstellen sind derzeit bis 2020 von Seiten der Landeskirche gesichert.